Was Du über die Maschenprobe wissen solltest

Aktualisiert am 27. Januar 2023 von Selda Bekar

Sie ist unbeliebt, nervig, scheint überflüssig und kostet Zeit. Und doch ist sie bei den meisten Strickarbeiten unverzichtbar. Die Rede ist von der Maschenprobe. Aber warum ist die Maschenprobe wichtig? Und wie wird sie angefertigt? Antworten auf diese und andere Fragen findest Du hier.

Was ist eine Maschenprobe?

Die Maschenprobe ist ein kleines Stück Gestricktes. Sie besteht aus der Wolle, aus der auch die eigentliche Strickarbeit angefertigt werden soll. Die Maschenprobe ist also eine Art Musterstück und vermittelt Dir einen Eindruck davon, wie Dein Werk später aussehen wird. Das ist aber nicht der eigentliche Sinn einer Maschenprobe. Die Maschenprobe dient vielmehr dazu, die benötigte Anzahl an Maschen und Reihen zu ermitteln.

 

Wofür brauche ich die Maschenprobe?

Auf jeder Banderole von einer Wolle ist angegeben, wie viele Maschen und Reihen Du stricken musst, um auf ein 10 x 10cm großes Quadrat zu kommen. Das sieht so aus (wir haben Dir die Angabe durch den roten Kreis markiert):

Maschenprobe

Bei dieser Wolle bräuchtest Du für ein Quadrat mit 10cm langen Kanten somit 18 Maschen (18 M) und 28 Reihen (28 R). Dazu empfiehlt der Hersteller eine Stricknadel in der Stärke 4,5 bis 5,5.

Nun beziehen sich die Angaben auf der Banderole aber immer auf das Strickmuster glatt rechts. Glatt rechts bedeutet, dass Du die Hinreihen mit rechten Maschen und die Rückreihen mit linken Maschen strickst. Gleichzeitig sind diese Angaben Durchschnittswerte. Aber jeder strickt ein wenig anders. So strickt der eine eher fest und der andere eher locker. Je nachdem, wie Du strickst, kann es deshalb sein, dass Du mehr oder weniger Maschen brauchst, um auf die 10cm zu kommen. Außerdem spielt auch das Muster eine Rolle. Wenn Du Deine Strickarbeit nicht glatt rechts, sondern in einem anderen Strickmuster anfertigst, wirst Du ebenfalls auf andere Maschenzahlen kommen. An dieser Stelle kommt die Maschenprobe ins Spiel. Durch Dein Musterstück kannst Du nämlich herausfinden, ob die Werte übereinstimmen. Oder ob Du die Maschenzahlen anpassen musst. Wenn Du keine bestimmte Strickanleitung nacharbeiten willst, sondern Deine eigene Idee umsetzt, hilft Dir die Maschenprobe außerdem dabei, Deine benötigte Maschenzahl auszurechnen. Dazu später mehr.

Übrigens: Ähnlich wie auf der Banderole ist auch in Strickanleitungen meist angegeben, wie viele Maschen und Reihen für ein 10 x 10cm großes Quadrat notwendig sind. Diese Angabe bezieht sich üblicherweise auf das Strickmuster, das bei der Strickarbeit Anwendung findet. Trotzdem solltest Du auf die Maschenprobe nicht verzichten. Denn auch hier gilt, dass bei Dir andere Zahlen herauskommen können, wenn Du fester, lockerer oder mit einer anderen Nadelstärke strickst. Und es wäre doch schade, wenn Dein Strickstück am Ende nicht passt!

 

Wie wird eine Maschenprobe gestrickt?

Klassisch wird eine Maschenprobe so angefertigt: Du strickst ein ungefähr 12 x 12cm großes Quadrat. Dazu nimmst Du die Angaben von der Banderole oder aus der Strickanleitung und multiplizierst sie mit 1,2. (1,2 deshalb, weil sich die Angaben ja auf ein 10cm großes Quadrat beziehen, Du aber ein 12cm großes Quadrat stricken willst.) Die Werte, die dabei rauskommen, rundest Du auf.

Beispiel: Bei unserer Wolle oben brauchst Du 18 Maschen und 28 Reihen, um auf 10cm zu kommen. Multipliziert mit 1,2 ergibt das 18 x 1,2 = 21,6 Maschen und 28 x 1,2 = 33,6 Reihen. Also schlägst Du 22 Maschen an und strickst sie über 34 Reihen.

Dabei strickst Du die Maschenprobe mit der Wolle und der Stricknadel, die Du für Deine Strickarbeit verwenden wirst. Und Du fertigst die Maschenprobe in dem Strickmuster an, das Du für Dein Strickstück planst. Möchtest Du etwas stricken, bei dem mehrere Strickmuster zum Einsatz kommen, wählst Du für die Maschenprobe das Grundmuster. Das Grundmuster das Strickmuster, das den größten Anteil ausmacht.

Wirklich zuverlässig ist Deine Maschenprobe aber erst dann, wenn Du sie so behandelt hast, wie ein fertiges Strickstück. Das bedeutet, Du müsstest die Maschenprobe abketten, anfeuchten, spannen und trocknen lassen. Du kannst es Dir aber ein bisschen einfacher machen. Dazu nimmst Du ein Dampfbügeleisen und dämpfst Deine Maschenprobe – ohne sie vorher abzuketten – leicht von der Rückseite aus. Achte beim Dämpfen aber darauf, dass Dein Bügeleisen die Wolle nicht berührt! Direkt nach dem Dämpfen kannst Du Deine Maschenprobe auf eine feste und ebene Arbeitsfläche legen und ausmessen. Wenn Du die Maschenprobe nicht abgekettet hast, kannst Du sie später wieder auflösen und die Wolle für Dein Strickstück verarbeiten.

Auf Deiner Maschenprobe misst Du ein 10 x 10cm großes Quadrat aus und zählst nach, wie viele Maschen und Reihen Du dafür gestrickt hast. Die Anschlagreihe, die Randmaschen und die Maschen oben auf der Nadel misst Du dabei nicht mit. Das ist auch der Grund, warum Du Deine Maschenprobe mit mindestens 12cm langen Kanten stricken solltest.

  • Stimmen Deine Werte mit den Angaben von der Banderole oder aus der Strickanleitung überein, kannst Du mit Deiner Strickarbeit loslegen.
  • Hast Du mehr Maschen gebraucht als angegeben, strickst Du fester. Das kannst Du ausgleichen, indem Du dickere Stricknadeln verwendest.
  • Hast Du weniger Maschen gebraucht, strickst Du lockerer. Dann solltest Du dickere Stricknadeln verwenden.
  • Wenn Du auf ganz andere Zahlen kommst, beispielsweise weil Du ein besonderes Strickmuster wie ein Lochmuster strickst, wird Dir nichts anderes übrig bleiben, als die Werte umzurechnen.

Tipp: Eine so aufwändige Maschenprobe ist aber nicht immer notwendig. Wenn Du ein einfacheres Strickstück wie beispielsweise einen Schal stricken und nur prüfen willst, wie viele Maschen Du anschlagen musst, kannst Du es Dir auch leichter machen. Dann reicht es aus, wenn Du nur beispielsweise 10 oder 20 Maschen anschlägst und ein paar Reihen hoch strickst. Anschließend kannst Du die Maschenzahl für Deine benötigte Breite ausrechnen.

 

Wie kann ich die benötigte Maschenzahl mittels Maschenprobe ausrechnen?

Um auszurechnen, wie viele Maschen Du brauchst, verwendest Du den guten alten Dreisatz. Angenommen, Du brauchst 18 Maschen, um eine Breite von 10cm zu erreichen. Dein Strickstück soll 42cm breit werden. Dann rechnest Du so:

10cm = 18 Maschen
1cm = 1,8 Maschen (18 : 10)
42cm = 75,6 Maschen

Den Wert, den Du ausgerechnet hast, rundest Du dann auf eine ganze Zahl auf. In diesem Beispiel würdest Du also 76 Maschen anschlagen. Je nach Strickmuster kann es aber sein, dass Deine Maschenzahl durch eine bestimmte Zahl teilbar sein muss. Dann nimmst Du die Zahl, die Deinem ermittelten Wert am nächsten ist. Diese Zahl kann kleiner oder größer sein. Muss Deine Maschenzahl beispielsweise durch 5 teilbar sein, wären die beiden nächsten Möglichkeiten 75 oder 80 Maschen. Da 75 näher an 76 ist als 80, würdest Du folglich 75 Maschen anschlagen.

Andersherum kannst Du natürlich auch ausrechnen, wie viele Maschen eine bestimmte Breite ergeben. Angenommen, Du willst wissen, wie breit Deine Strickarbeit bei 75 Maschen wird. Dafür rechnest Du so:

18 Maschen = 10cm
1 Masche = 0,555556cm (10 : 18)
75 Maschen = 41,6666667cm